Für einen automobilistisch weniger interessierten
Mathematiker eine scheinbar unlösbare Gleichung mit zwei Unbekannten - für
Jürgen Herberholz, Besitzer des im folgenden porträtierten Merlin, ist die
Rechenaufgabe jedoch ohne jegliche Umstellung gelöst: Der Merlin bietet alles,
was sich ein Roadsterfan vom englischen Morgan-Klassiker erhofft - in puncto
Fahrfreuden eine gleichwertige Alternative.
Ein englischer Roadster sollte angeschafft werden und die Wahl war bereits auf einen Morgan
plus 8 gefallen. Doch die Preise für die angebotenen Fahrzeuge erschienen Jürgen
Herberholz allesamt überteuert. Für ein Gebrauchtfahrzeug sollte die gleiche Summe
berappt werden, für die ehemals ein Neuwagen zu bekommen war.
Als Ersatz bot sich der Kauf eines Kit Cars an, und nach der Sichtung einschlägigen
Prospektmaterials entschied sich Jürgen Herberholz schließlich für einen Merlin
Bausatz, dessen Karosserieform ihm am meisten zusagte. Die Werkstattmitarbeiter der Fa.
Herberholz - man produziert normalerweise Kühlanlagen - wunderten sich sicherlich nicht
schlecht, als sie sich fortan zum Feierabendglockenschlag mit ihrem, in Mechanikeruniform
anrückenden Chef die Türklinke zur Werkstatt in die Hand gaben.
Der Kopf der Firma, normalerweise an seinem Platz im Büro anzutreffen und nach
Bausatzanlieferung wie jeder andere Kit Car-Besitzer sicherlich von einer gewissen Akribie
befallen, machte sich nun allabendlich an´s Werk:
Zunächst zerlegte er einen alten Ford Taunus mit 2 Liter V6-Motor in seine Einzelteile,
was man wörtlich nehmen kann, denn schließlich fanden sich auf der "Schlachtbank"
Kleinstteile wie Motorlagerschalen, Kolbenringe etc.. Im Klartext:
Jürgen Herberholz zerlegte die V6-Maschine und baute das Aggregat mit Neuteilen wieder auf,
sandstrahlte und revidierte Teile der Vorder- und Hinterachse, tauschte Teile der Bremsanlage aus
und verschömerte den Motor/Fahrwerksbereich zusätzlich hier und da durch Lackieren und
Verchromen.
Die Auspuffanlage wurde selbst zusammengestellt und für den seitlichen Einbau am Fahrzeug
angepaßt.
Die von einem Triumph Spitfire stammenden Sitze baute Jürgen Herberholz so um, daß
sie 4 cm schmäler wurden. Das so bearbeitete Rohrgestell gab er anschließend zum
Beziehen zum Sattler, der auch das von Herberholz entworfene Verdeck anfertigte.
Nach derartigem ca. 7-monatigem Treiben rollte schließlich ein lackierfertiger Merlin plus 2
aus der Werkstatt, und um dem Fahrzeug das "Sahnehäubchen" zu verpassen, wurde ein
Lackierer ausgesucht, der bezüglich GFK-Lackierungen besondere Referenzen vorzuweisen hatte.
Die letzten Worte sprach schließlich der TÜV - doch es waren durchweg freundliche Worte
und somit stand schließlich der ersten Überlandfahrt mit dem Merlin nichts mehr im Wege.
Die leichtgängige Lenkung und Bremsen überraschten selbst den Baumeister angenehm, und
die Federung, erziehlt durch die im Bausatz enthaltenen Federn und Dämpfer, erschienen
Jürgen Herberholz weniger hart und somit sogar angenehmer als die von zahlreichen
probegefahrenen Morgan-Roadstern. Vielleicht stimmt die oben aufgestellte Gleichung doch nicht
so ganz?
Auf jeden Fall vermittelt der Merlin alle Vorzüge des englischen Klassikervorbilds und
erreicht - durch den Einbau solider Großserientechnik - ein hohes Maß an Zuverlässigkeit.
Jürgen Herberholz weiß diesen Vorteil zu schätzen, und - entgegen dem Garagendasein
der oftmals allzugut behüteten Orginale, darf der Merlin auch schon mal raus auf große
Fahrt.
Fahrzeugtyp: Merlin plus 2 | |
Baujahr: 1989 |
Motor: Ford 2.0 ltr V6, 90 PS, neu revidiert |
Chassis: Rahmen aus Vierkantrohrprofielen |
Fahrwerk: Vorder- und Hinterachse vom Ford Taunus 2.0 |
Lenkung: Ford Taunus |
Bremsen: Vorne Scheiben, hinten Trommel, jeweils Ford Taunus |
Räder: Alufelgen mit 185/70/VR 15 Bereifung |
Innenausstattung: Fußraum und Kofferraum mit Teppichboden ausgeschlagen, lederbezogene Sitze, Wurzelholzarmaturenbrett, VDO-Classic Instrumente |
Höchstgeschwindigkeit: ca. 175 km/h, (auf Prüfstand ermittelt, da TÜV-Freigabe nur bis 130 km/h) |
Beschleunigung: 0-100 km/h in ca. 10 Sekunden |
|
Wert: 52.000 DM laut Wertgutachten |
|
Besitzer: Jürgen Herberholz, 4772 Bad Sassendorf |
|
Bausatzanbieter: |
Mohr Automobile GmbH |
Siemensstr. 6 |
7541 Straubenhardt-Feldrennach |
Tel.: 07082/50569 |
Fax.: 07082/5865 |
|
|